Engagieren für Straftäter

Hand aus Holz stützt Baum © Neil Thomas | unsplash.com/photos/SIU1Glk6v5k

Eigentlich unterscheiden sich Ehrenamtliche in der Straffälligenhilfe nicht von Ehrenamtlichen in anderen Arbeitsbereichen. Engagierte Bürger*innen wollen etwas Sinnvolles tun, Neues erleben, Erfahrungen sammeln und eigene Lebenserfahrung weitergeben. Manche bringen sich aus Nächstenliebe ein. Manche, weil es ihnen guttut, gemeinschaftlich andere zu unterstützen. Sie stellen Zeit zur Verfügung für Freiräume in der durchorganisierten Welt des Vollzugs. Sie sind Experten durch persönliches Fachwissen, praktische Alltagshelfer mit Freundlichkeit, Humor und Geduld.

Angehörige oder Freunde reagieren manchmal mit Unverständnis auf ein Ehrenamt in der Straffälligenhilfe. Nach einiger Zeit und durch gute Erfahrungen sind viele aber meist genauso interessiert. Dabei können folgende Fragen auftauchen:

Was sind Inhaftierte für Menschen?
Wie sind sie geworden, wie sie sind?
Wie erleben sie ihren Alltag?
Wie wird mit ihnen umgegangen?
Gelten die Menschenrechte auch für Menschen in Haft?
Portraitgrafik Mimi | © Diakonie RWL
Briefe als willkommene Unterbrechung

„Ich habe Freude daran, mit straffällig gewordenen Menschen Briefe zu schreiben. Ich schicke Post ins Gefängnis, die dort als willkommene Unterbrechung im Haftalltag erwartet wird. Ein Inhaftierter mit langer Haftstrafe hat mir einmal erzählt, dass es ein gutes Gefühl ist, einen persönlichen Brief zu bekommen – anders als die Briefe vom Anwalt. Die Post, die aus dem Gefängnis zurückkommt, unterbricht auch meinen Alltag. Sie erzählt von einer Welt, die mir, Gott sei Dank, verschlossen bleibt. Was dort geschieht und erlebt wird weitet meinen Blick für einfache Dinge, die ich als selbstverständlich angesehen habe."

Eine Ehrenamtliche

Portraitfoto Alfred | © Diakonie RWL
Gefangen sein mit langer Haftstrafe

„Ich muss eine lange Haftstrafe absitzen. Seit letztem Sommer werde ich von einer Betreuerin zweimal im Monat besucht. Sie nimmt sie sich viel Zeit für mich. Wir kennen uns jetzt schon gut. Ich bekomme sonst keinen Besuch mehr. Zeit vergeht hier einfach nicht – die wird eher länger.“  
Nach einiger Zeit tritt eine gewisse Gewöhnung an die Haftsituation ein. Man arrangiert sich mit besonderen Eigenheiten des Haftalltags und richtet sich sein Leben im Knast ein.
„Meine freundliche Betreuerin kommt immer, wie versprochen. Wenn sie mal nicht kann, sagt sie frühzeitig ab. So kann ich mich darauf einstellen. Sie ist für mich ein Lichtblick im Knast und Lebenshilfe, um den schädlichen Auswirkungen der Haft entgegenzuwirken.“

Ein Inhaftierter

Portraitgrafik Gerda | © Diakonie RWL
Gemeinsam kochen, backen oder spielen

„Seit 15 Jahren gehe ich zu Frauen in die Haftanstalt. Wir überlegen vorher, was wir gemeinsam kochen wollen und ich bringe alles mit. Einige junge Frauen haben noch nie gekocht in ihrem Leben. Manchmal wird viel geschnattert beim Vorbereiten, dann ist offensichtlich vorher etwas vorgefallen in der Haft. Beim gemeinsamen Essen kehrt dann immer Ruhe ein. Jede nimmt etwas Gutes in sich auf, genießt das warme, leckere Essen. „Alles selbst gekocht, so wie früher zu Hause“, erinnern sich dann einige an alte Zeiten."

Eine Ehrenamtliche